Kieferorthopädie – Eine Geschichte vom Ritual zum digitalen Workflow und unsichtbarer Zahnkorrektur

Von Eingriffen zur Veränderung des Gebisses zu rituellen Zwecken bis zu kieferorthopädischen Standards entsprechend aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen war es ein weiter Weg.

Moderne Technologien und Materialen tragen maßgeblich zur kontinuierlichen Verbesserung in der Patientenversorgung bei. Selbstlegierende Brackets, weichere und flexiblere Bögen, fast unsichtbare Zahnschienen und andere Techniken sorgen für diskrete, schonende und weniger schmerzhafte Behandlungsmöglichkeiten. Ästhetische und komfortable Alternativen zur herkömmlichen Zahnspange, wie Aligner und zahnfarbene Brackets aus Keramik, rücken immer mehr in den Fokus. Während Kieferorthopädie einst etwas für Kinder und Jugendliche war, entscheiden sich mittlerweile Immer mehr erwachsene Patienten für einen unauffälligen Weg zu einem strahlenden Lachen.

Verfahren der Kieferorthopädie über die Jahrhunderte

Die ersten Manipulationen an den Zähnen wurden bereits vor Jahrtausenden vorgenommen und dienten rituellen Zwecken. So wurde an Zähnen gefeilt, Zähne entfernt oder die Frontzähne verlängert.

Das Wohl des Patienten hatten erstmals ca. 400 v. Chr. Hippokrates und 25 v. Chr. Aulus Cornelius Celsus im Blick und beschrieben Kieferfehlstellungen. Per Fingerdruck versuchte man schief durchbrechende Zähne zu richten und schließlich wurden auch die ursprünglich rituellen Verfahren zur Regulierung des Zahnstandes genutzt. So ist bekannt, dass Galenos von Pergamon im 2. Jahrhundert n. Chr. bei Platzmangel zum Abfeilen der Zähne riet und Fabricius im 17. Jahrhundert Zähne ziehen ließ, um Zahnengstand zu beheben.

Im 18. Jahrhundert beschreibt der Zahnmediziner P. Fauchard Zahnligaturen aus Fäden und Bändern. Diese sollten, an Platten befestigt, die aus der Reihe tanzenden Zähne in die korrekte Position bewegen. Der Chirurg John Hunter extrahierte Milchzähne, um den Durchbruch bleibender Zähne zu erleichtern. Schließlich wurde das regulierbare 

Klammerband mit zahnfixierten Schrauben eingeführt und ab Mitte des 19. Jahrhunderts nutzte man elastische Gummizüge zur Zahnregulierung.

Die weitere Entwicklung der Kieferorthopädie

1908 wurde die Gesellschaft für Kieferorthopädie e.V. (DGKFO) gegründet, um die Weiterentwicklung der damaligen Orthodontie voranzutreiben. Führende Persönlichkeiten wie A. Kantorowicz, G. Korkhaus, K. Häupl oder R. Fränkel schlossen sich zusammen und reisten zu ebenfalls forschenden Kollegen in der ganzen Welt, um Ergebnisse auszutauschen und Vorgehensweisen zu diskutieren. Heute gehören der DGKFO 3700 Mitglieder an. Ziel ist es nach wie vor, den Austausch der Kieferorthopäden weltweit sowie die Forschung auf dem Gebiet der Kieferorthopädie zu fördern.

Mit der Erfindung der Brackets von E. H. Angle war die moderne feste Zahnspange geboren. Noch heute wird die nach ihm benannte Klassifizierung von Zahnfehlstellung verwendet. B. Crozat ersetzte die Befestigungsbänder der damaligen Band-Bogen-Apparaturen durch Halteklammern, was das Nachstellen und die Mundhygiene vereinfachten. V. Andresen und K. Häupl führten die Funktionskieferorthopädie und den Aktivator ein. 1920 nutzte man erstmals einen Retainer zur Stabilisierung der Zähne in ihrer neuen Position. Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelter H.D. Kesling die Aligner-Therapie, bei der die Regulierung schrittweise mit transparenten Kunststoffschienen vorgenommen wird.

Heute kommen neben den bekannten Abformungen spezielle grafische Computerverfahren zum Einsatz. Mit Hilfe des 3 D Intraoralscanners wird der Status quo von Kiefer und Gebiss ermittelt und die Entwicklung in verschiedenen Kiefermodellen festgehalten. Digitale Technologien ermöglichen präzise Diagnosen und Behandlungsplanungen, sowie die Herstellung von kieferorthopädischen Geräten mittel 3 D Druck und werden auch zukünftig maßgeblich zur Weiterentwicklung der Kieferorthopädie beitragen.

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